Best of… August 2009

Ich liebe Fanplakate. Also jetzt nicht so diese „I love Jeff Hardy“-Dinger, sondern die von denen man denkt, dass sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit jemand von uns geschrieben hat. Einer der Smarten – der Wissenden, einer derjenigen, die halt nicht in das Schema von CM Punk fallen, um Jeff Hardy zujubeln zu dürfen. Einer meiner Alltime-Favorites stammt aus den 90ern, als im Publikum ein Fan mit einer Hulk Hogan-Maske stand und in der Hand ein Schild trug mit der Aufschrift „Will wrestle for Food“. Ich war WWE-Mark, Hogan war das Aushängeschild der WCW – also war ich dabei. So flach der beliebte „The guy behind me can’t see!“-Witz auch ist – ich steh drauf. „Chyna is my father“ rockte auch ziemlich, genau wie „Fozzy is a muppet“. So könnte ich unendlich weitermachen und es wäre auch längst an der Zeit, die Schilder der Fans zur Wissenschaft zu ernennen. Wir reden von wahren Messages. Und zwar gut durchdachte, aussagekräftige und kompakte Mitteilungen des einzelnen Fans an die Obrigkeit der Liga. „If Cena wins, we riot.“. Ohne Scheiß. Wäre ich an diesem Abend Vince McMahon gewesen und hätte einen Sieg John Cena‘s geplant – ich hätte mich ohne Umschweife umentschieden – denn DAS meinte der Hammerstein Ballroom ernst. Ich liebe Fanplakate, so wie das Krümelmonster Kekse mag, die Monsters of Liedermaching Türen oder McDonalds „es“. Und vor wenigen Tagen sah ich erneut ein solches Plakat, ja, und ich wusste: Dieses Plakat könnte von mir sein. Dieses Plakat war ehrlich, es konnte an unterschiedlichen Stellen der Show eingesetzt werden und bekam dadurch verschiedene Bedeutungen. Es sprach mir aus der Seele, es scheint dem allgemeinen Tenor aus der Seele zu sprechen und es qualifizierte sich sofort dafür, der Aufhänger für die Geburtstagsausgabe zum 6. Jahrestag meines Best of‘s zu werden. Zwar machte es keinen Rob Van Dam zum World Champion oder einen Hulk Hogan zum Affen – aber es fasste das zusammen, in nur 6 Worten, was wir wissenden Wrestlingfans seit Monaten predigen. Der Fan hielt es hoch so ungefähr zwischen dem 12ten und 13ten Abläuten des Orton-Cena-Kampfes und er hielt es hoch inmitten des TLC-Main-Events des Summerslam. This is why I watch Smackdown. Amen.


Beste Storylines und Fehden
1. CM Punk vs. Jeff Hardy
2. Tommy Dreamer vs. Christian
3. Rey Mysterio vs. Dolph Ziggler

Der Witz ist, dass ich an dieser Stelle eigentlich nur noch einmal mein Wrestling-Sign des Monats zitieren müsste und würde damit jedwede weitere Beschreibung und Begründung überflüssig machen. Allerdings sind es natürlich nicht nur Jeff Hardy und CM Punk, die mich dazu bewegen, Smackdown zu schauen, sondern (wäre ich Zyniker würde ich nun John Cena, Hornswoggle und Randy Orton nennen) das Gesamtkunstwerk der Show. Doch endlich ist es mal konstant über so viele Monate wirklich der Main Event, der die Show trägt ohne sie komplett zu vereinnahmen. Die Liste derer Punkte, was man alles in der Fehde zwischen Punk und Hardy richtig gemacht hat, ist so unglaublich lang und wurde von mir auch schon in den vergangenen Ausgaben zu genüge aufgezählt. Viel wichtiger als eben jene Punkte, die man so goldrichtig machte, sind dann aber die Resultate – und wenn man diese betrachtet, dann erhält man eine Storyline zum Ergebnis, die auf der Liste um den Jahres-Award ganz weit oben stehen muss. Der Summerslam ist vorüber. Es standen sich im Main Event zwei Männer gegenüber, denen man im WWE-Land niemals einen glaubwürdigen Main-Event-Status zugetraut hätte – alleine, also zu zweit, ohne einen Top Draw, der sie durch die Szene zieht. Der Grund: Plötzlich waren sie der Top Draw. Leute kauften PPV’s, sie kauften Eintrittskarten, um CM Punk und Jeff Hardy wrestlen zu sehen. Die Reaktionen auf die zwei sind gigantisch. So muss es bei einem Main Event sein, dass der antretende Heel die größte Heat des Abends bekommt und der Face den lautesten Jubel der Nacht. Dann kam der Kampf und dieser Sprach für sich. Am Ende stand ein CM Punk mit dem World Heavyweight Title im Ring – den er gewonnen hatte, in einer Schlacht. Nicht gegen einen bereits geschlagenen Gegner per 14-Sekunden Squash, sondern im Abschluss einer wahnsinnigen Fehde und nach einem sensationellen Kampf. Er hob den Gürtel empor über einen zerstörten Jeff Hardy. Das Licht ging aus und beim Gegenübertreten des Deadman wurde klar, was man tatsächlich geschaffen hatte: Man hatte aus einem ansehnlichen aber farblosen Midcarder einen glaubwürdigen Herausforderer für The Undertaker geschaffen. Gleich morgen kaufe ich mir einen Hut, nur damit ich ihn vor den Smackdown-Bookern ziehen kann. Echt mal, this is why I watch Smackdown.

Die nächste Platzierung ist eine Huldigung dafür, wie man es schaffte einen weit hinter seinem Zenit stehenden Tommy Dreamer noch einmal in eine große Storyline zu schreiben. Nicht nur, dass man es schaffte, nein, man entschied sich WWE-untypisch auch noch gegen den leichten Weg und nahm die härtere Variante. Klar wäre es einfach gewesen, aus Tommy nochmal den alternden Fighter zu machen, der gegen ein böses Monster antritt und in einer finalen Schlacht noch einmal den Thron empor klettert. Aber nein – man hielt Dreamer gebrechlich, gab ihm sein 6 Monate zuvor angekündigtes Titelmatch eher als Gefallen und weniger als verdiente Opportunity. Er wurde als drittes Rad am Moped in eine laufende Storyline zwischen Christian und Jack Swagger gestopft und holte sich plötzlich tatsächlich das Gold. Dann aber draftete man dann den All-American American ins montägliche Unterhaltungsnirvana und mit ihm alle weiteren in Storylines behafteten ECW-Stars, was Dreamer und Christian als einzige Veteranen zurückstehen ließ. Face gegen Face, und dann auch noch ein Überface wie Captain Charisma, DAS sollte die Maßnahme sein, Tommy Dreamer ein letztes Mal auf der großen Bühne zu präsentieren? Nicht schlecht, Freunde. Das war mutig, es war riskant und aus genau diesem Grund war es so toll. Christian und Dreamer interagierten toll. Man gönnte Tommy seine Titelverteidigung, einen würdigen Verlust und sogar ein episches Rückmatch zur Beendigung des Spektakels. Ohne dass man Tommy Dreamer von einer Nacht auf die andere als unbesiegbaren Hardcore-Rüpel darstellte, etablierte man ihn an die Spitze. Er bekam eher diese „O ha, mit Dreamer muss man rechnen“-Note als den wirklichen Favoriten-Status in seinen Matches. Am Ende hatte Tommy seinen Spot und Christian ist wieder ECW-Champion. Alles richtig gemacht.

World Wrestling Entertainment besitzt mit dem Intercontinental Championship und dem United States Championship ja bekannter Maßen zwei Midcard-Titel. Einen bei RAW, einen bei Smackdown. Während der Intercontinental Title noch vor vielen Jahren ein prestigeträchtiges Aushängeschild der Midcard-Division war und in tollen und spannenden Fehden ausgekämpft wurde, gehört das heute doch wirklich zum Luxus und findet eigentlich auch nur dann statt, wenn man mal einen Main-Eventer in die Regionen verirren lässt. Irgendjemand ist Champion, trägt den Gürtel ne Weile mit sich rum, bis plötzlich ein neuer Midcarder kommt, den man mal irgendwie pushen muss. Da das Schreiben von pushenden Geschichten aber viel zu anstrengend ist, besonders bei dieser Hitze, gibt man ihm also einfach den Midcard-Gürtel. Manchmal einfach nur so und manchmal, wenn man spendabel ist (oder es nicht so heiß ist), dann leitet man das Ganze sogar durch eine durchschnittlich dreiwöchige Fehde ein. Diese endet dann oftmals mit dem Titelgewinn, der neue Champ gilt als offiziell gepusht und wartet auf den nächsten aufstrebenden Midcarder. Man schaue sich nur den US Title an. MVP rannte ziellos damit durch die Gegend, aufgebaut durch eine 6-monatige Vorgeschichte rund um seine Sieglosigkeit. Dann trat er plötzlich gegen Kofi Kingston an und verlor das Gold. Nun hat es Kofi und die jetzt rennt er halt wie ein Lemming von Situation zu Situation. Wenn dann so ein nerviger PPV wie die Night of Champions kommt, wo man halt irgend nen Match auf die Card bringen muss, dann nimmt man einfach eine große Tüte, schmeißt alle Midcarder, die grad nichts besseres zu tun haben hinein und kippt sie in ein Multiplayer-Titelmatch. Das ist die Beschaffenheit der Midcard-Titles seit schon so vielen Jahren. Und genau deshalb macht mir die Regentschaft von Rey Mysterio Jr. so einen Heidenspaß. Erst die tolle Fehde mit Chris Jericho und dann die laufende Geschichte mit Dolph Ziggler. Klar, dabei geht es um nicht wirklich viel, außer halt um nen Heel, der den Titel haben will und nen Face, der dagegen ist. Aber allein die Tatsache, dass man dem ganzen Zeit gönnt, Aufmerksamkeit schenkt und halt eben keine Geschichte um eine Diva, die Rey Dolph ausgespannt hat dazwischenbookt – das macht diese Fehde so würdig. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, bei dem es keine Rolle mehr spielt, ob Ziggler den Titel tatsächlich gewinnt, denn der Push ist längst erfolgreich – und genau DAS macht Booking aus.


Schlechteste Storyline und Fehden
1. Hornswoggle vs. Chavo Guerrero
2. United States Championship
3. Carlito vs. Primo

Verdammt nochmal. Seit zwei Monaten trafen Hornswoggle und Chavo Guerrero Jr. insgesamt sechs mal bei RAW aufeinander und der kleine grüne Gnom gewann jedes einzelne Aufeinandertreffen. Ein Midget. Gegen einen Mann, der einst gegen die besten der Welt um den United States Championship fehdete, der Teil eines der großartigsten Tag Teams seiner Zeit war, der als ECW Champion einen ganzen Brand trug. Was hat Chavo verbrochen, das rechtfertigt, ihn durch diesen Mist gehen zu müssen? Etwas über zwei Jahre ist es her, da begann bereits die Schmach, als Eddie Guerrero‘s Neffe als letzter wirklicher Cruiserweight Champion seinen Gürtel bei einem PPV an Hornswoggle verlor. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später begann die Horrorserie und als wolle man ihn an jeglicher sich bietenden Stelle einfach nur bloßstellen, verpasste man anscheinend absichtlich jede Möglichkeit, noch einen Gewinn aus dem Ganzen zu ziehen. Man verfrachtete beispielsweise Mark Henry in die Geschichte, was, klar, auf der einen Seite dessen kompletten Face-Charakter in Frage stellte – auf der anderen Seite aber hätte ein toller Staffelstabübergang sein können. Chavo hätte ein paar Achtungssiege gegen Henry einfahren können und wäre wieder in der Midcard etabliert, Henry hätte die Fehde am Ende gewonnen und stünde keinen Schritt zurück. Aber nö. Kommt nichts. Man blieb einfach bei der Charakterschädigung des World’s Strongest Man und beließ die Horny-Chavo-Sache als Guest-Host-Running-Gag. Jetzt zieht man plötzlich auch noch Evan Bourne mit hinein und ich sage Euch, wenn das jetzt wieder nicht das nötige Fallback-Szenario ist, dann… ach, was weiß ich. Dann tut’s mir halt einfach leid. Dann mache ich im nächsten Monat irgendwelche flachen Scherze und bezeichne das Debakel als „Bourne Verschwörung“ und begebe mich in eine vollständige Meditation aus Resignation.

Um meine Meinung zum US-Title zu hören, lest einfach nochmal Platz drei der besten Storylines und kehrt an dem Punkt, an dem es um Ziggler und Mysterio geht einfach wieder an diese Stelle zurück. Und dann stellt Euch gemeinsam mit mir die Frage, warum nicht bspw. ein Jack Swagger US Champion ist und seinen Gürtel in einer schönen Storyline beim Summerslam gegen MVP verteidigt hat. Oder andersherum. Stellt Euch gemeinsam mit mir die Frage, warum man mit dem Gürtel keinen der Legacy pusht, Mark Henry versucht als Face zu etablieren oder die Carlito-Primo Fehde anzuheizen. Okay klar, weil das meiste davon auch öde wäre, aber mal ehrlich – geht es wirklich öder als Kofi Kingston? Und jetzt kommt mir nicht mit Steve Blackman oder Johnny Parisi.

Wenn wir schon über Ödes reden wollen, dann bedienen wir uns einer der genannten Alternativen und hacken eine Weile auf Carlito und Primo herum. Die beiden splitten und als hätte man im Booking-Team Fettnapf-Magnete an den Füßen, turnte man natürlich erst mal komplett den falschen. Zur Auswahl hatte man den etablierten Fan Favourite und den farblosen Mitläufer. Nun hat man einen Heel, den wir schon kennen und einen… farblosen Mitläufer, der aber dummerweise niemanden mehr zum Mitlaufen hat, was ihn nur noch, ja, farblos macht. Die einzige Chance wäre nun also gewesen, diese unglückliche Situation auszunutzen und die beiden in einer netten Fehde gegeneinander antreten zu lassen. Diese hätte man unbedingt dafür nützen müssen, Primos Profil zu schärfen – und wer weiß, vielleicht hätte das sogar geklappt. Hätte liegt im Bette – so ist das halt und die Fehde bestand neben einem Dreiminüter ausschließlich aus grimmigen Blicken und einigen Teilnahmen an Multi-Wrestler-Matches, bei denen sie aber stets eine untergeordnete Rolle spielten. Da änderte es auch nichts, das Primo hier mal ‘nen Pin bei einem 6-Mann-Tag-Team-Match anbringen durfte. Man hat den Split der Colons wirklich volles Brett versaut. Auf ganzer Linie. Man hat es geschafft, aus einem beliebten und funktionierenden Tag Team zwei belanglose Figuren hervorzubringen – und in einer Welt, in der es andere Booker sogar schaffen aus einem Split der Major Brothers zumindest teilweise Profit zu schlagen ist dies ein noch viel größeres Armutszeugnis.

RAW erlebte im August seinen absoluten Tiefpunkt. Das Gute an Tiefpunkten ist aber, dass es danach eigentlich nur bergauf gehen kann und auch wenn es das nur in sehr sehr kleinen Schritten tut, passiert es zumindest. Ja, und wenn RAW so weitermacht, dann hat es vielleicht beim Best of September bereits die Chance, Smackdown mal wieder das Wasser zu reichen. 2011.


Beste Gimmicks
1. CM Punk
2. Legacy
3. William Regal

CM Punk als Heel – das klang schon damals komisch, als WWE ihn spaßeshalber mal für eine Woche zur New Breed turnen ließ. Doch heute ist es zur Normalität geworden und der Crazy Mariachi wächst Woche für Woche über sich hinaus. Die Promo bei Night of Champions war sensationell und erinnerte gar an Randy Orton’s „Have a look at Greatness“-Durchbruch-Promo. Beim Summerslam setzte er mit der „Jeff Hardy“-Story nach und in der Zeit dazwischen schaffte er es sogar, eben jenen Jeff Hardy promomäßig durch die Shows zu ziehen. Die Fans lieben CM Punk. Sie lieben es ihn zu hassen und damit wurde er innerhalb weniger Wochen zum Inbegriff dessen, was ein Heel im Wrestling-Business sein sollte. Endlich hat man Punk’s Rolle gefunden, langsam und behutsam wurde er vom zweifelnden Face, zu einem Mann, der unbequeme Wahrheiten ausspricht, bis hin zu einem Psychopathen, der alles tun würde um seinem Fehdengegner zu schaden. Punk erzeugt keine Heat, indem er das örtliche Football-Team beschimpft oder behauptet, aus Russland zu kommen. Er erzeugt Heat, indem er das Publikum mit, wie sagt man so schön, „den eigenen Dämonen“ konfrontiert – ihnen eben jene Wahrheiten an den Kopf wirft, die sie nicht hören wollen, eben weil sie wissen, dass er eigentlich recht hat. CM Punk regiert die Welt – und man bekommt tatsächlich das Gefühl dabei, dass das genau richtig so ist.

Jetzt lehne ich mal etwas aus dem Fenster. Gesichert natürlich – und diese Sicherung sollen die nun folgenden Worte sein, denn in meinen Augen haben Cody Rhodes und besonders Ted DiBiase Jr. diesen Monat endlich das Profil bekommen, das sie so bitter nötig hatten. Sie sind in einer eigenen Storyline aus dem Schatten Randy Orton’s herausgetreten, hatten plötzlich ihr eigenen Business, um das sie sich kümmern mussten und avancierten zu einem größeren Draw, als es Randy Orton zeitgleich mitsamt seines WWE Titles war. Mal ehrlich, könnt ihr so spontan aus dem Kopf aufzählen, was in den vergangenen vier Wochen genau alles zwischen John Cena und Randy Orton passiert ist? Ich kann’s nicht, obwohl ich jede einzelne RAW-Sendung verfolgt habe. Ich weiß, dass die beiden fehden und sich irgendwie gestritten haben. Doch was genau da war, da müsste ich genauer nachdenken. Rhodes und DiBiase haben es derweil geschafft, die Show nach vorne zu bringen. Natürlich nur, um am Ende für das Comeback der dX herzuhalten und letztlich sogar von Vince McMahon gepinnt zu werden – aber wenn das der Preis dafür ist, dass die zwei endlich mal stark dargestellt wurden, dass man sie zumindest für diesen Moment ernst nehmen musste und nicht alles durch irgend eine anschließende Orton-Kacke zerstört wurde. Verdammt nochmal, dann war es diesen Preis wert. Gut, dass ich mir eh einen Hut kaufen wollte – denn alleine dafür, wie man die zwei beim Summerslam präsentierte, ziehe ich ihn gerne ein weiteres Mal.

Und nun gibt es einen kleinen Vertrauensvorschuss. Einen Vertrauensvorschuss für William Regal und für das, was er voraussichtlich aus seinem Main Event Spot bei der ECW und der Allianz mit Ezekiel Jackson und dem – wie heißt es so schön – „Aufmischer aus Moskau“ Vladimir Kozlov machen wird. Ganz ehrlich, da stört mich nicht einmal die 7-sekündige Niederlage vom Summerfest – immerhin gab man den Vieren so fünf Minuten Zeit, um ihre Fehde weiter aufzubauen. Es war doch wohl allen bewusst, dass es sich hier niemals um das finale Aufeinandertreffen wird handeln können und als Vorantreiben der Geschichte fand ich das wunderbar gebookt. William Regal kann einfach unglaublich viel. Besonders die Rolle des Machtmenschen, des Anführers, des skrupellosen Jägers steht im prächtig und mit den beiden Monstern an seiner Seite kann wirklich etwas ganz einmaliges aus seiner Fehde gegen Christian werden. Kurzzeitig, besonders nach der Niederlage gegen Yoshi Tatsu, hatte ich wirklich Angst um Regal. Doch diese Angst wurde mir genommen und schon jetzt schwebe ich wieder auf einer Welle der Euphorie, die mich William Regal als World Champion triumphieren sieht. Man wird doch mal träumen dürfen.


Schlechteste Gimmicks
1. Randy Orton
2. Randy Orton
3. Randy Orton

Oh Mann. Es tut wirklich, wirklich weh. Ich weiß gar nicht genau wie das überhaupt möglich ist, aber World Wrestling Entertainment hat es tatsächlich geschafft, Randy Orton zu zerstören. Und das in der Rolle des WWE Champions, was eigentlich so gut wie unmöglich ist. Man hat es geschafft, das Orton nervt, man hat es geschafft, dass der Orton-Charakter alles unten hält, was mit ihm in Berührung kommt – als sei er eine Art Virus, der alles in seiner Umgebung infiziert. Man lässt Randy eine so monotone Rolle spielen, die das gesamte Heel-Konzept übermalt. Randy Orton ist zweifelsohne einer der besten Heels, die es in den letzten Jahren überhaupt im Wrestlingbusiness gab. Die Fans buhten ihn aus und liebten es dies zu tun. Heute ist das „Ich kann ihn nicht mehr sehen“ von der Markseite (wo es eigentlich auch hingehört) vollends auf die Smarkseite übergesprungen. Ich will Randy Orton nicht mehr sehen. Er ist mir mittlerweile bereits sogar schon so egal geworden, dass ich ihn schon nicht mal mehr Scheiße finde. Und ganz ehrlich: John Cena ist da nun wirklich nicht die optimale Wahl als Gegner. Cena funktioniert gegen kantige Heels, die die Kinder hassen und die Männer bejubeln können. Gegen eine Nullnummer wie Randy Orton ist ein John Cena kaum mehr als ein Schatten. Mittlerweile scheint die ganze Situation um den Legendkiller so dermaßen festgefahren, dass mir wirklich kein optimales Ausstiegsszenario einfällt, außer ihn aus den Shows zu schreiben. Auch wenn DiBiase sicherlich in den letzten vier Wochen sehr gewonnen hat, kann er noch immer kein Gegner für Orton sein und selbst mit Bourne, MVP oder anderen aufstrebenden Faces kann ich mir eine interessante Storyline mit dem derzeitigen Randy Orton nicht vorstellen. Es ist ein einziges Gebashe, ja. Es ist wirkliche Wut, die ich darüber verspüre, wie man den Randy-Orton-Charakter zerstört hat. Der Summerslam setzte dem die Krone auf und ja, es ist so, ich kann Randy Orton nicht mehr sehen. Ich will ihn nicht mehr sehen. Und ich fange an, ihn zu meiden. Wenn ich der einzige bin, dem es so ergeht, dann hat WWE kein Problem – doch wenn die breite Masse so denkt, dann sind die Hornswoggles, die Guest-Hosts und der Diva’s Title wirklich RAW’s geringste Probleme.

Es wäre wirklich an der Zeit irgendetwas bei der Legacy zu booken, dass sie aus Orton’s Schatten schreibt – denn sie sind zusammen mit Swagger, MVP und einigen anderen die Lichtblicke des roten Brands. Sie geben das Zeichen: Ja, es kann aufwärts gehen. Der herzogische „Ruck“ fehlt nur noch, der durch die Show gehen muss. Smackdown hingegen macht mal wieder alles richtig. Bis auf diese Matt Hardy-Sache, die ich irgendwie noch nicht verstanden habe. Aber, vielleicht kommt das noch.


Wrestler des Monats
1. Chris Jericho & The Big Show
2. CM Punk
3. Jeff Hardy

Anfangs stand die Titelregentschaft von Edge und Chris Jericho ja unter keinem guten Stern. Zunächst wirkte es wie die bekannte „Wir binden mal zwei momentan überflüssige Main Event Heels in der Tag Team Divison, bis wieder Platz im Titelrennen ist.“-Ding, dann wurde dies jedoch rüde durch Edge’s Verletzung unterbrochen. Jericho startete eine Suche nach einem neuen Partner und die Erwartungen waren so hoch, dass die Vorstellung von Big Show im ersten Moment doch sehr enttäuschte. Doch Woche für Woche beweisen die zwei, dass sie genau das sind, was die Tag Team Division gebraucht hat. Männer, die vom Publikum akzeptiert werden. Egal in welcher Rolle. Männer, mit denen man Geschichten erzählen kann – sei es gegen Gimmick-Teams wie Cryme Tyme, gegen Heel-Duos wie die Legacy oder gegen Midcard-Potpourris wie aktuell das Team aus MVP und Mark Henry. Nebenbei treten sie auch noch bei beiden großen Shows auf und helfen überall dort aus, wo man ein bisschen Hilfe gebrauchen kann. Sei es das Overbringen eines Gast-GM’s oder sogar der Main Event der RAW-Show. Chris Jericho und The Big Show sind einfach überall und bereichern durch ihre Anwesenheit jede Szene. Sie bringen die Tag Team Titles zurück auf die PPV-Cards und mit ihnen die komplette Division, die ein reiner PPV-Schauer bisher nur vom Hörensagen kannte. Was anfangs konfus wirkte, bezeichne ich heute als Rettung einer Division.

Es ist einfach unglaublich, was WWE aus CM Punk gemacht hat. Plötzlich verstummen selbst im Internet die Stimmen, die Liga könne nichts aus den großen Stars des Independent-Bereichs machen. Plötzlich sieht man gar eine rosige Zukunft in Bryan Danielson‘s anstehender WWE-Karriere, spricht über WWE-Title-Shots von Evan Bourne für den Summerslam – und als nächstes wünscht man sich vermutlich noch den Último Dragón zurück und sieht in Místico einen zukünftigen World Heavyweight Champion im Titanland. Nicht, dass ich gegen irgend etwas von diesen Punkten auch nur im Geringsten etwas einzuwenden hätte – nein, es zeigt nur die unbedingte Euphorie die ein CM Punk momentan bei World Wrestling Entertainment ausruft. Klasse setzt sich durch. Speziell bei Smackdown scheint man tatsächlich auf den Fan zu hören, auf Talent zu setzen und die Stars nicht zu beschränken. Plötzlich sind es Namen wie John Morrison, Jeff Hardy, Dolph Ziggler, die die Shows bestimmen. Kane gewinnt Matches am laufenden Band, Cryme Tyme lösen tatsächlich den Title Show ein, den sie vor drei Jahren gewonnen haben, die Hart Dynasty wird behutsam gepusht und CM Punk ist World Heavyweight Champion. Ja, und wie wir alles wissen, ist das die größte Bestätigung dessen, was ich hier aussagen will. Das ist die größte Bestätigung einer Aussage, die ich bereist vor rund einem Jahr ausrief und die heute aktueller ist denn je. Alles ist möglich in einer Welt, in der CM Punk World Champion ist.

Ja, und an Jeff Hardy geht wohl auch kaum ein Weg vorbei, wenn wir von den prägenden Persönlichkeiten dieses Monats sprechen. Er ging als World Heavyweight Champion in den Monat und füllte diese Rolle in allen Facetten wunderbar aus. Er verlässt den Monat in seine lang angekündigte Pause und übergibt den Staffelstab CM Punk, der nun das Beste daraus machen muss, was er und Jeff gemeinsam aufgebaut haben. Ich mochte Jeff Hardy wirklich nie so wirklich, doch die letzten Monate haben aus ihm für mich einen wirklichen Namen gemacht, der sich Respekt verdient und eben nicht nur mit fragwürdigen Facepaints von irgendwelchen hohen Sachen herunterspringt. Jeff Hardy ist mehr als Bumps. Jeff Hardy hat sich bewiesen und seine Show besser getragen als viele andere – viel größere – Namen vor ihm. Ja, und dafür gebe ich ihm meinen Respekt. Das geht sogar soweit, dass ich es nun sogar wirklich schade finde, dass er seine Auszeit tatsächlich nimmt. Dass ich ihn gerne noch weiter gesehen hätte. Aber vielleicht ist es auch gerade deshalb umso besser so wie es ist. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist – und genau darum vermag ich mir gar nicht vorzustellen, welchen unglaublichen Impact sein Comeback dann irgendwann in der Zukunft haben wird. Ach komm, ich zieh den Hut erneut. Investitionen müssen genutzt werden.

Die dX ist zurück und gibt RAW natürlich plötzlich wieder ein ganz neues Gesicht. Inwieweit das das Roster formen kann oder womöglich wie von vielen vermutet sogar gegenteilige Ausmaße annehmen kann, bleibt abzuwarten. So lange muss Smackdown aber auf jeden Fall den Rosterpunkt bekommen.


Matches und PPV-Tops
1. Rey Mysterio vs. Dolph Ziggler /Summerslam
2. TLC: CM Punk vs. Jeff Hardy /Summerslam
3. Extreme Rules: Tommy Dreamer vs. Christian /ECW on SyFy

Ganz bewusst setze ich den Opener des grandiosen Summerslam an die Pole Position und nicht den Main Event. Denn für mich war dieses Match der Showstealer. Ganz ohne Bumps, ganz ohne Stühle, Tische und Leitern, ohne großes Trara, gelang es Dolph Ziggler und Rey Mysterio, ein glaubwürdiges, durch Mark und Bein spannendes Match auf die Beine zu stellen, das einfach nur gerockt hat. Es kam ohne den WWE-typsichen Spannungsbogen aus, der ein wenig Vorgeplänkel mit einer Finisher-Kickout-Serie abschließt. In diesem Match reihten die beiden Akteure unzählige tolle und perfekt passende Aktionen aneinander, der ich in den letzten 5 Minuten jeder einzelnen den anschließenden Three-Count abgenommen hätte. Das ist Thrill, das ist ein wirklicher Spannungsbogen, das ist Wrestling.

Aber klar, TLC war natürlich auch geil. Dass Jeff Hardy in Leitermatchs funktioniert hat nen längeren Bart als Mike Knox und doch muss das natürlich kein Garant für einen Selbstgänger sein. Punk und Hardy haben neben den ganzen Utensilien erfrischend viel Wrestling gezeigt – beide waren sich für nichts zu schade und jeder hatte seine Holy-Shit-Momente. Sei es Punk mit seinem Superplex auf die Leiter oder Jeff Hardys suizidal anmutenden Swanton Bomb von dieser unglaublich hohen Leiter, die mir wirklich – und ich meine wirklich – den Atem stocken ließ. Zu gerne wüsste ich, ob Mike Chioda‘s „Don’t do it, Jeff“ zur Show gehörte oder nicht.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich viele vornehmlich junge Fans schon ab und zu mal fragen, was dieser Tommy Dreamer eigentlich für eine Figur ist. Dicklich, ohne erkennbar herausragendes Charisma oder bestechende Wrestlingskills – doch irgendwie scheinen die Älteren voll auf ihn abzugehen. Bei seinem Rematch nach extremen Regeln um den ECW Title gegen Christian stellte er sich eben jenen Fans endlich nachträglich vor. Ich bin Tommy Dreamer, und das ist was ich tue – das ist wohl das Motto unter dem der gesamte Kampf zu verstehen war. Toll.

Auch dieser Punkt geht selbstverständlich an Smackdown, da konnten nicht mal Kane und The Great Khali etwas dran ändern. Außerdem zähle ich zu Smackdown ja auch die ECW und in einem Monat, in dem Paul Burchill gleich zwei Mal siegte, hey, da muss das mit dem Matchpunkt belohnt werden.


Das Überflüssigste zum Schluss
1. Tyler Reks
2. Teddy-Bashing
3. Die Abraham Washington Show

Bäh, kotz. Langweilt mich. Langweilt mich. Bin ich der Einzige, der Tyler Reks so öde findet? Das ist alles so… weiß auch nicht. Nen Surfer mit Dreads. Kommt zum Ring zu ner Art Pulp Fiction Musik. Grinst, macht einen auf Buddy und hat als Finisher nen Dropkick. Also, irgendwie will das bei mir nicht funktionieren und mir fehlen auch komplett die Ideen wie man daraus noch was machen will.

Ich verstehe wirklich nicht, warum McMahon diesen „Teddy, Du bist auf Probe“-Ding immer noch durchzieht. Einen besseren Face-GM als Teddy Long gibt es einfach nicht und für mich erfüllt es keinen Zweck, wenn Vince alle vier Wochen mal dazwischen haut, irgendeine keinen Deut spektakulärere Entscheidung trifft und dann in Long’s Arbeit quatscht. Matt Hardy als Special Enforcer – wooooo – sauber, Vince, das war echt Wahnsinn.

Die Abraham Washington Show drückt echt auf meine Stimmung. Ein so profilloser Darsteller sollte genauso wenig ein Talkshow-Segment leiten, wie Kenny McCormick einen Survival-Kurs. Als hätte man keine Alternativen. Am Kommentatorenpult sitzt Matt Striker. Irgendwo in den Tiefen der Umkleidekatakomben warten noch Männer wie z.B. Jamie Noble auf Auftritte, die ohne Probleme wesentlich bessere Interview-Shows veranstalten könnten. Aber nein, es muss Washington sein. Das find ich so erbärmlich.


Unterm Strich

…rockt WWE momentan vom Mond bis zur Sonne. Niemand wir gezwungen, RAW zu schauen und genauso halte ich es auch. Ich picke mir das heraus, was ich sehen möchte und wenn mir mal was nicht gefällt, dann bewerte ich es nicht über und notiere es für meine nächste Kolumne. ECW macht einfach nur Spaß. Frische Charaktere, die in vielen kurzen Matches präsentiert werden, gepaart mit einem tollen Main Event. Dazu kommt dann noch Smackdown, das in der Form seines Lebens ist und wahrscheinlich sogar besser ist, als es selber UND RAW jemals waren. Dazu kommt dann ein bis ins Detail zu liebevoll gebookter Pay-Per-View wie der Summerslam und ja, es macht momentan einfach nur Spaß, WWE-Fan zu sein. Man kann meckern und man kann genießen.

Nach Showpunkten geht der August 4:0 an Smackdown/ECW.

Klar könnte ich jetzt davon sprechen, dass auch bei RAW das Licht am Ende des Tunnels erkennbar ist – bekannter Maßen sieht man eben jenes Licht am Ende des Tunnels aber erst unmittelbar nach dem Eintreten des Todes. RAW ist nicht tot, RAW zuckt noch und ich bin gespannt was letztlich der Defibrillator für die Show sein wird. Bei einer Sache bin ich mir sicher: noch ein John Cena vs. Randy Orton wird es wohl nicht sein. Aber dafür ist der Undertaker wieder da und übernimmt den Staffelstab von Jeff Hardy und aller Voraussicht nach, werden Christian und William Regal in einem Submission Match aufeinander treffen. Die Weichen sind also gesetzt und Breaking Point kann kommen. Mal schauen, was draus wird.
Beim Herausfinden wünsche ich Euch viel Spaß, einen sonnigen September und wie immer natürlich eine gute Zeit!